Searching for Sugar Man

Mit Searching for Sugar Man hat Malik Bendjelloul aus der unglaublichen Geschichte des Folk-Sängers Sixto Rodriguez einen wunderbaren Film gemacht.

Sixto Rodriguez war in seiner Heimat ein erfolgloser Folk-Sänger, der 1970/71 zwei Alben aufnahm, um dann in Vergessenheit zu geraten. Um so erfolgreicher war er in Südafrika, wo seine beiden Platten zum Soundtrack einer rebellischen, weißen, jungen Generation wurden.

Neben seinen Texten trug zu seinem Legendenstatus bei, dass es keinerlei Infos über ihn gab. Gerüchte über sein vorzeitiges Ableben gab es viele, nur die Todesart variierte: es blieb unklar, ob er sich nun auf der Bühne erschossen oder angezündet hatte.

Mitte der 1990er Jahre machen sich ein Fan und ein Musikjournalist auf, endlich herauszufinden, wie Rodriguez wirklich gestorben war. Als sich seine Tochter auf der dazu eingerichteten Website meldet, entdecken eine der unglaublichsten Geschichten, die die Musikgeschichte geschrieben hat.

Interviews mit Weggefährten und Fans, dazu ein Soundtrack der aus den Liedern Rodriguez’ besteht — Bendjelloul bringt uns in das Detroit von 1970 und in die Jugendkultur des weißen Südafrikas zur Zeit der Apartheid. Südafrika war durch die Zensur der eigenen Regierung und das Embargo der Welt vom Weltgeschehen abgeschnitten, so dass hier eine alternative Realität der Karriere von Rodriguez entstehen konnten.

Der Film gewann 2012 den Dokumentarfilm-Oskar.

 

Our Curse / Nasza Klątwa

Nasza Klątwa (englischer Verleihtitel Our Curse) ist ein autobiografischer Kurzfilm des polnischen Regisseurs Tomasz Śliwiński, in dem er erzählt, wie seine Familie mit der Krankheit seines Sohnes Leo umgeht.

Leo ist vom Undine-Syndrom betroffen, das im polnischen und englischen als Undine-Fluch bezeichnet wird. Undine-Kinder atmen flacher als gesunde Kinder, und im Schlaf kommt es zum Atemstillstand, so dass sie im Schlaf immer beatmet werden müssen.

Śliwiński zeigt die Sorgen und Zweifel, die seine Frau Magda und er haben, als sie Leo nach Hause holen. Wir begleiten die Eltern, wie sie lernen, mit der Krankheit und der Beatmungsmaschine umzugehen.

Durch die Selbstauslöser-Perspekive bietet der Film gerade zu Beginn einen sehr persönlichen und intimen Einblick in die Gedanken der Eltern. Śliwiński ist es gelungen, einen anrührenden Einblick in das Leben mit dem Undine-Sydrom zu geben.

Familjen Persson i främmende land

In Familjen Persson i främmende land (engl. Titel Displaced Perssons) erzählen Åsa Blanck und Johan Palmgren die Geschichte eines Schweden, der nach vierzig Jahren in Pakistan mit seiner pakistanischen Frau und seinen dort geborenen Töchtern nach Schweden zurückkehrt.

Das Format ist aus dem Privatfernsehen hinreichend als Auswanderersoap bekannt. Der Vater versucht, wieder in Schweden Fuß zu fassen. Das fällt nicht leicht: weder ihm, noch seiner schwedischen Familie, noch der schwedischen Verwaltung. Seine Frau und seine Töchter versuchen, sich in dem fremden Land zurecht zu finden.

Der Film lohnt sich trotzdem. Blanck und Palmgren begleiteten die Familie über fünf Jahre. Deshalb können sie Geschichten erzählen, die weit über die ersten Überraschungen und Begegnungen hinaus reichen.

Außerdem haben sie in dem Kinderbuch Bosse og Pelle, das nach der Familienerzählung der Auslöser für Pelle Perssons Wanderlust war, Inspiration für einen schönen erzählerischen Rahmen gefunden, der den Film klar strukturiert.

Ein gelungener, ein schöner Film.

Dirty Wars

Richard Rowley folgt in Dirty Wars dem Journalisten Jeremy Scahill bei seiner Recherche zu den sogenannten gezielten Tötungen durch US-amerikanische Geheimdienste und Militärs.

Scahill schildert im Rückblick, wie seine Recherche mit einem Vorfall ein Paar Stunden außerhalb von Kunduz begann und ein bis dahin unvorstellbares Ausmaß dieser Seite des Kriegs aufdeckte.

Die Recherchen sind bereits in Zeitschriften, Zeitungen und als Buch veröffentlicht. Jetzt, etwa vier Jahre nach Beginn seiner Recherche, ist deshalb vieles nicht mehr so überraschend, wie es für ihn war.

Daher wirkte der Film auf mich am Anfang etwas naiv. So stößt er auf eine geheime Spezialeinheit, das Joint Special Operations Command (JSOC). Erst mit den Bildern von der Tötung Bin Ladens wurde mir bewusst, dass mir JSOC auch erst seit Mai 2011 ein Begriff ist.

Der Film erzählt also wenig Neues, und auch die Erzähltechnik ist nicht besonders innovativ. Dennoch bleibt es ein gut gemachter Film, der eine wichtige Geschichte für ein größeres Publikum erzählt.

Sehenswert, aber den Oscar, für den der Film nominiert ist, hat er aus meiner Sicht nicht verdient.