Archiv der Kategorie: Fly on the Wall

Fly on the Wall

Our Curse / Nasza Klątwa

Nasza Klątwa (englischer Verleihtitel Our Curse) ist ein autobiografischer Kurzfilm des polnischen Regisseurs Tomasz Śliwiński, in dem er erzählt, wie seine Familie mit der Krankheit seines Sohnes Leo umgeht.

Leo ist vom Undine-Syndrom betroffen, das im polnischen und englischen als Undine-Fluch bezeichnet wird. Undine-Kinder atmen flacher als gesunde Kinder, und im Schlaf kommt es zum Atemstillstand, so dass sie im Schlaf immer beatmet werden müssen.

Śliwiński zeigt die Sorgen und Zweifel, die seine Frau Magda und er haben, als sie Leo nach Hause holen. Wir begleiten die Eltern, wie sie lernen, mit der Krankheit und der Beatmungsmaschine umzugehen.

Durch die Selbstauslöser-Perspekive bietet der Film gerade zu Beginn einen sehr persönlichen und intimen Einblick in die Gedanken der Eltern. Śliwiński ist es gelungen, einen anrührenden Einblick in das Leben mit dem Undine-Sydrom zu geben.

Cutie and the Boxer

Mit Cutie and the Boxer hat Zachary Heinzerling einen wunderbaren Film über Kunst und Liebe geschaffen.

Die Kamera folgt der japanischen Künstlerin Noriko Shinohara, die in einer Graphic Novel ihre Ehe mit dem boxenden Künstler Ushio Shinohara Revue passieren lässt.

Noriko kam als junge Frau nach New York City, weil ihre reichen japanischen Eltern ihre künstlerische Entwicklung fördern wollten. Sie trifft den zwei Jahrzehnte älteren Ushio, der sich als erster Action Painter in Japan einen Namen gemacht hatte und ebenfalls sein Glück in New York suchte.

Ushio wird ihr Lehrer, Mentor, Ehemann. Es zeigt sich schon bald, dass der Künstler neben sich keine andere Künstlerin dulden will oder kann. Seine Alkoholismus verhindert, dass aus Erfolg als Künstler auch wirtschaftliche Stabilität wird. Erst jetzt, vierzig Jahre später, wagt Noriko es, sich von ihrem Mann künstlerisch zu emanzipieren.

Gleichzeitig sind beide einander in tiefer Zuneigung verbunden. Nur die Kunst und das Reden über Kunst ermöglicht es den beiden, das auch zum Ausdruck zu bringen. So fragt Ushio beim Betrachten der Geschichte, die seine Frau malt, ob die Frau den Mann liebt. Noriko bejaht (“Sehr”) und Ushio ist glücklich.

Ushio hat in jungen Jahren großen Erfolg mit geboxten Bildern gehabt. Und noch im hohen Alter steigt er mit seinen Leinwänden in den Ring um immer wieder neue Variationen seines originellen Einfalls zu schaffen. In einer Frühstücksszene zu Beginn des Films erklärt er, dass Spielberg nach Dem Weißen Hai nichts großes mehr geschaffen habe; Das erste Werk sei immer das beste. Diese Szene ist der Schlüssel zu seinem künstlerischen Dilemma. Er sucht nach dem zweiten genialen Einfall, aber nichts erreicht seine erste Idee.

Trotzdem gehen beide weiter Tag für Tag ins Atelier. Sie können nicht anders als Kunst zu schaffen.

So müssen wir uns Cutie und ihren Boxer am Ende in der Kunst und in der Liebe trotz allem als glückliche Menschen vorstellen.

 

The Good Son

The Good Son von Shirley Berkovitz erzählt die Geschichte von Or, der seine Eltern um die gesammelten Ersparnisse betrügt, um seine Geschlechtsanpassung in Thailand bezahlen zu können.

Dabei kann Berkowitz zunächst auf umfangreiche Videoaufnahmen zurück greifen, mit denen Or das eigene Dilemma und den Betrug dokumentiert. Berkowitz ist ab dem Flug nach Thailand dabei.

Sie folgt Or nach der Operation in die Rehabilitation und dann zurück nach Israel. Als “Fly on the Wall” verzichtet sie gänzlich auf Interviews und eigene Kommentare. Or ist durch den Betrug keine einfache Heldin. Erst die wirklich grausame Reaktion ihres Vaters, als er erfährt, dass er fortan eine Tochter hat, ließ mich glauben, dass es für sie vielleicht wirklich keinen anderen Weg gab.

Dennoch ist der Film ein optimistischer Film: Or ist eindeutig bei sich angekommen, und ihre Familie (Bruder, Mutter, Vater) brauchen zwar unterschiedlich lange, aber sie alle nehmen Or am Ende so an, wie sie ist.